Foto: Anne Orthen
Erstmals präsentierten sich FloristInnen mit einer starken Wahrnehmung in der Öffentlichkeit mit ihren künstlerischen Fähigkeiten. Das Museum Kunstpalast in Düsseldorf hatte zehn Düsseldorfer FloristInnen eingeladen, innerhalb der Museumräumlichkeiten ausgestellte Kunstwerke von MalerInnen mittels ihrer eigenen handwerklichen Gegebenheiten, den Blumen, zu interpretieren.
Nach 10 Tagen ging in Düsseldorf eine vielbeachtete Ausstellung zu Ende, die erstmals in dieser Kombination von Blumen und Kunstwerken in Deutschland gezeigt wurde. „Für uns FloristInnen eine tolle Chance und Werbung!“ war eine der Reaktionen bei den beteiligten FloristInnen. „Trotz einer Aufwandsentschädigung haben wir ein Vielfaches für diese Darstellung investiert!“ eine andere.
In der Tat hatten die beteiligten FloralkünstlerInnen neben viel Idealismus und Engagement auch eine nicht unerhebliche finanzielle Power aufbringen müssen, um diese Kooperation realisieren zu können. „Zwar war die Medienresonanz enorm, aber es hat mir bislang keine/n Kundin/en mehr in den Laden gespült“, war somit denn auch das ernüchternde Resümee eines Beteiligten.
Mehrere angefragten FloristInnen hatten aus diesem Grund bereits bei der Anfrage des Museums vor Monaten keine Teilnahmeabsicht bekundet. „Kaum jemand ahnt, wie teuer es ist, diese Blumenfülle über 10 Tage zu realisieren“, so ein Statement. Und bei einem zweimaligen, wenn nicht in Einzelfällen auch einem dreimaligen Austauschen der Blüten während der Ausstellungsdauer kommt eine gute Summe Geld zusammen. Diese mussten die Mitwirkenden aus eigener Tasche stemmen, denn die angebotene Aufwandsentschädigung reichte bei den meisten vorn vorne bis hinten nicht.
Pragmatisch, wer denn einen Teil der gezeigten Blumenexponate auch mit stabilisierten, getrockneten oder dauerhaften Floralien versehen hatte. „Ich hatte von vorneherein einkalkuliert, einen Teil der Werkstoffe dauerhaft zu realisieren, so dass hier nichts ausgewechselt und erneuert werden musste “, berichtete eine mitwirkende Floristin.
Dennoch bleibt der Wunsch – bei aller ernstzunehmenden Kritik nach entsprechend kostendeckender Unterstützung aller Beteiligten, solch eine Ausstellung bald zu wiederholen. Zeigten sich doch die BesucherInnen der Ausstellung „Palastblüten“ durchweg erfreut und erstaunt, wie hochwertig und sehenswert die gezeigten floristischen Leistungen waren. „So etwas Schönes aus Blumen habe ich noch nie gesehen“, war denn auch ein oft zu hörender Ausspruch. Bereits in den ersten Tagen hatte die Ausstellung einen Besucheransturm von über 10.000 BesucherInnen erlebt.
Insgesamt über 30 Blumenarrangements standen im Dialog mit Kunstwerken im neu eröffneten Sammlungsrundgang des Museums Kunstpalast. Die außergewöhnliche Präsentation ermöglichte, sowohl die Natur in einem anderen Zusammenhang zu betrachten als auch überraschend neue Blicke auf die Kunst zu wagen.
FloristInnen aus zehn renommierten Blumenfachgeschäften Düsseldorfs waren der Anfrage des Kunstpalastes gefolgt, sich mit der Sammlung des Hauses auseinanderzusetzen und florale Interpretationen passend zu den Räumen oder zu einzelnen Werken zu schaffen. Bei der Auswahl der Arbeiten sowie der Gestaltung ihres damit korrespondierenden Blumenarrangements hatten sie freie Hand.
Für das Museum Kunstpalast war es eine neue Erfahrung, echte Blumen auszustellen. Vergleichbare Ausstellungen finden in den USA jährlich in mehreren Museen statt, darunter das Saint Louis Art Museum oder das Museum of Fine Arts in Boston. In Europa ist das Format beispielsweise im Aargauer Kunsthaus etabliert. Der Kunstpalast war somit das erste Museum in Deutschland, das in einem so umfangreichen Projekt mit der Verbindung von bildender Kunst und Floristik Menschen ins Haus lockte, die bislang nicht zum klassischen Ausstellungspublikum zählen. Gleichzeitig machte das Projekt die hohe handwerkliche und kreative Leistung von FloristInnen sichtbar und bot ihnen eine Bühne: Kunst trifft Kunst!
Die floralen Kunstwerke im Rundgang
Am Monumentaltor erwartete die BesucherInnen eine von Nina Gehrke vom Blumengeschäft October First Studio inszenierte Installation aus Blüten aller Weltreligionen, während in dem Raum „Von den Besten lernen“ Seidenblumen den auf einem kopierten Kunstwerk dargestellten Blumenstrauß nachbildeten und so eine dritte Ebene entstand.
Mit der Blumensymbolik in der Marienverehrung – Akelei, Rose, Lilie und Iris – beschäftigte sich Thomas Mickeleit von der Blumenmanufaktur.
Astrid Franke und Michael Frings von der Tannendiele gestalteten eine florale Wolke aus Eukalyptus, Buche, Gräsern und Orchidee, die sie dem gigantischen „Erdtuch“ von El Anatsui zur Seite hängten, während sie neben dem Werk des Spaniers Francisco de Zurbarán das Thema „Vergänglichkeit“ in Szene setzten.
Eine Kombination aus Schleierkraut und Blüten war für die Interpretation des Damenkleids „Robe à la francaise“ vorgesehen, das die Floristin Sabine Krusekopf vom Blumengeschäft Dornrose inszenierte. Im Sammlungsbereich „Eine neue Kunst“ interpretiert sie mit wild gemixten Blumen das Werk „Freundschaftsgalerie“.
Victor Breuer, Nele Münzner und Team vom gleichnamigen Blumengeschäft Victor Breuer kreierten ein Arrangement aus zarten Blüten des Spätfrühlings wie Iris, Ranunkeln, Anemonen, Tulpen, Clematis und Rittersporn, gesteckt zwischen Quittenzweige, vor „Amor, einen Pfeil in ein Herz stechend“ von Sally Kügelgen. Die neue Wendeltreppe des Museums wurde mit Papier, Glas und Calla schwungvoll interpretiert. Komplementäre Farben trafen bei dem Schwammrelief von Yves Klein aufeinander. Ein Blütenspiel zwischen den Jahreszeiten zeigte das Team im Raum „Düsseldorfer Malerschule“.
Das Thema „Hoffnung“ wurde durch die Floristin Alla Mandic von Nymph Flowers mit Stacheldraht vorgebenden Brombeerranken, Gräsern und Asparagus um Op de Beecks Skulptur „Schlafendes Mädchen“ in Szene gesetzt. Ein großer, wilder Blumenkranz aus Anemonen, Tulpen, Rosen, Hortensien, Ranunkeln und Eukalyptus wurden für die Werke „Der Gähner“ und „Badendes Mädchen“ zweigeteilt und ihre Gegensätzlichkeit unterstrichen.
Das Blumenhaus am Hofgarten mit Tino Hoogterp gestaltete mit weißen Orchideen und leichtem Transparentpapier einen Kontrast zu der wuchtigen Skulptur „Die Steinklopferin“ von Karl Janssen. Ein in Form und Farbe reduziertes Arrangement war im Raum „Radikale Reduktion“ zu entdecken.
Blumen Lehmann mit Victoria Bernds widmete sich dem Thema Verwandlung mit blauem und weißem Rittersporn vor dem „General“ von Tony Cragg. Intimität und Zärtlichkeit des Werkes „Vira VI“ von Vivian Greven betonten pastellfarbige Blumen in Gestecken.
Anne Haase-Tanzmann vom Team Blumen Tanzmann überraschte die Besuchenden mit dem frei im Raum stehenden „Blumenstillleben mit Flieder und Anemonen“, welches den Blick auf zwei Blumenarrangements versperrte und gleichzeitig freigab. Ein Hochzeitsgesteck aus Rosen fand sich auf der „Frisierkommode Plaza“ und im Creamcheese-Raum gab es buntes Treiben an der Theke mit verschiedenen außergewöhnlichen Blumen.