Palastblühen 2025: Die floralen Kunstwerke

In der aktuellen Ausstellung „Palastblühen“ im Kunstpalast Düsseldorf präsentieren acht Düsseldorfer Blumenfachgeschäfte ihr Können, passend zur ausgestellten Kunst. Wir stellen euch die floralen Kunstwerke der FloristInnen vor.

A la Casa del Fiore – Künstlerische Techniken

Der ewige Kampf um die Macht“ thematisiert das Mit- und Gegeneinander von Krone und Kirche. Das Rot der Rosen steht für das Purpur der fürstlichen Machthaber. Das Violett der vielgestaltigen Blüten greift die Farbe kirchlicher Würdenträger auf. Verwoben sind die Blüten, wie Orchideen oder Anthurien, mit edlen Bändern und Stoffen, was an Gobelains repräsentativer Räume erinnern lässt. Zwei Wochen brauchte das Team Manfred Hoffmann und Elisabeth Gramm, um dieses Raumobjekt mit den unterschiedlichen Materialien zu erstellen durch Weben, Nähen, Verflechten.

„Gewoben-Geknotet-Gebunden“ heißt auch das zweite Werk von Manfred Hoffmann, das in Form eines langen Frieses oder Teppichs auf das Monumental-Tor aus dem 15. Jahrhundert hinführt. Die einfache schlichte Technik des Webens soll die antike Zeit, aus der die übrigen Kunstwerke in diesem Raum stammen, mit der Neuzeit verbinden.

Eine Hommage an die Natur gestaltete das Team Manfred Hoffmann und Oliver Ferchland mit „Das verbindende Element: Grün“. Zu langen Ketten aufgefädelte Blätter und Pflanzenteile, ausgewaschene Wurzeln, Zweige oder Ranken füllen den einen über 3 m hohen Kubus aus Metallrahmen. Wie Pop Art-Kunstwerke akzentuieren bunte Umwicklungen und Applikationen artifiziell verfremdeter Floralien das dominierende Grün.


Blumenhaus am Hofgarten – Provokation mit Leidenschaft

Der Raum mit Werken aus der Düsseldorfer Malerschule in Petersburger Hängung hat es vielen angetan. Gerade die Fülle macht eine entsprechend floristische Akzentuierung dazu schwer. Somit hat sich Jule Schnaugst auf dem FloristInnen-Team vom Blumenhaus am Hofgarten für eine Blumenart in Form einer Wolke entschieden. Leicht, über allem schwebend und scheinbar mit nichts konkurrierend, schafft sie dennoch eine subtile Spannung. Naheliegend, dass diese „Wolke“ einzig und allein aus Schleierkraut bestehen muss – faszinierend schön!

Schwer, massiv, in extrem dunklen Tönen und kompakt, wenn auch in leicht geschlungener, säulenartig-schmaler Gestaltung präsentiert sich „Gegen den Strom“. Kristina Janet Schacke vom Team Blumenhaus am Hofgarten hat mit tiefdunklen Vanda, Tulpen, Skabiosen und nahezu schwarzen Hortensienblüten, dazu pinkfarbenen Anthurien und bordeaux-roten Ranunkeln eine freistehende Blütenskulptur auf schmalem Säulenfuß geschaffen. Sie setzt im dunkelblau gestrichenen Raum mit der überwiegend horizontalen Hängung der Kunstwerke einen markanten Kontrapunkt.

Der Videoinstallation von Nam June Paik mit 88 von der Decke hängenden Bildröhrenfernsehern (1975/85) einen floristischen Dialog anzubieten, hat sich der Inhaber vom Blumenhaus am Hofgarten, Tino Hoogterp, selbst vorgenommen. „Galchi Jorim“ nennt er seine Arbeit. Das sei der Name eines asiatischen Gerichtes und bedeute „Fisch fliegt am Himmel“. Für ihn eine passende Bezeichnung für dieses futuristisch anmutende Arrangement. Exotische Blütenschönheiten in auffälligen Gefäßen und neonfarbigem Wasser präsentieren sich im flimmernden Licht der Mattscheiben, technische Elemente treffen auf explodierende Farben und artifizielle Bestandteile gehen eine fast poetisch-wirkende Inszenierung ein.

Und was der Florist Tino Hoogterp dann noch mit „Leidenschaft, Emotion und Hingabe“ gemäß dem Sammlungsraum zu diesen Begriffen titelt, scheint für manch einen Betrachtenden genau das Gegenteil zu sein. Sogar „Brautkleid“ nennt er das einer Ritterrüstung benachbarte Gebilde aus zusammengefügten einzelnen Taschen, genäht aus geöltem Pergamentpapier und jeweils mit einem Berberitzenzweig samt Stacheln gefüllt. Doch Tragen wollte keine der anwesenden Besucherinnen das fragile, zugleich abwehrende Gebilde. Diese Provokation ist gewollt: Neben der unverwundbaren, harten Rüstung war diese Haut verletzend, gleichzeitig leicht und hell. Wo sind hier die Blumen, fragten sich irritierte Betrachter.


Blumenbinderei Lehmann – Blütenreiche Bildinterpretationen

Weiche Klarheit“ nennt Victoria Bernds ihre symmetrische Installation. Sie besteht aus je zwei Blütengestecken in goldenen Schalen rechts und links sowie vor dem Bild. Dem dreiteiligen, goldgerandeten Werk aus dem Mittelalter, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind und anbetende Menschen in warmen Farben zeigend, wird durch die Farben und die Blumensymbolik, wie beispielsweise durch die Lilien, weich und harmonisch entsprochen.

Monumental mit einer Fülle an Blüten, meist monofarbig innerhalb der einzelnen Gefäße mit viel Grün gestaltet, greift Victoria Bernds das malerische Werk von Eduard Bendemann „Die zwei Mädchen am Brunnen“ (1833). Proportionen, Farben, die goldenen Basen und Anordnungen entsprechen der malerischen Vorlagen. Eine perfekte „Synthese“, so wie das gesamtfloristische Werk auch titelt!

Ähnlich die floristische Korrespondenz „Meereslicht“ von Victoria Bernds auf Anselm Feuerbachs Werk „Am Meer“ (1875). Es zeigt die vor dem Opfertod gerettete Iphigenie vereinsamt als Priesterin auf der Insel Taurus dienend. Ihr sehnsüchtiger Blick über das Meer in Richtung Heimat hat die Floraldesignerin mit entsprechend helltonigen, sanft wirkenden Blütenarrangements aus Iris, Allium, Agapanthus und Frühlingsblumen formal wie emotional nachempfunden.


Dornrose – Referenz an jüngste Technikgeschichte

Im Raum „Sammlung in Bewegung“ zeigt Sabine Krusekopf ihr floristisches Werk „NUUK“. Unzweifelhaft nehmen die neun metallisch wirkenden Gefäße in gleichmäßiger 3×3-Anordnung Bezug auf das Werk „Beobachtung in 9 Atemzügen“ (2010) mit neun Bildern des Wasser-Konzeptkünstlers Aurel Dahlgrün. In kühlen Farben sind somit auch die Floralien gehalten, blau gefärbte Tulpen, Anemonen und Zweige.

Ähnlich konsequent das korrespondierende Kunstwerk floristisch interpretierend, ist „Oberhausen“. Ein rund-bauchiger Flechtkorb aus metallischem Flechtgewebe erinnert an die im Werk von Bernd und Hilla Becher fotografisch dokumentierten „Gasbehälter“ aus den 70er-Jahren. Der industriellen Ästhetik lässt die Floristin Sabine Krusekopf skurrile Magnolienzweige entspringen, sowie knospige, sich entfalten wollende Tulpen in zartem Gelb. Schlicht, perfekt, pointiert.

Dem Käfer aus dem Jahr 1953 von Ferdinand Porsche widmet Sabine Krusekopf ein weiteres Werk: „Wolfsburg“. Anstelle eines Mechanikers bestückte sie blütenreich einen Rollwagen, der der Untersuchung des Automobils von unten diente. Eine blumige Referenz an die gute alte Autowerkstatt, wo es nach Öl und Schweiß roch.


Nymph Blumendesign – Vergangenheit inspiriert

Zu dem Fantasielandschaftsbild „Baumtraum“ von Richard Oelze (1948) entfaltet Alla Mandic und Team unter dem Thema „Von klein zu groß – der Weg des Wachstums“ eine landschaftsorientierte Gestaltung unterhalb der geschwungenen Treppe im Kunstpalast. Frühlingsblüher und Blütenstauden werden hier in den nächsten Tagen zeigen, welches Wachstumspotenzial in ihnen steckt.

Die Darstellung des bäuerlichen Lebens in „Blauer Sämann“ (1911), bei dem sich der Maler Wilhelm Morgner stilistisch an der Malerei von Vincent van Gogh orientiert, inspirierte wiederum Alla Mandic und Team. Ihre floristische Entsprechung nimmt gleichermaßen die kontrastierenden Farbflächen auf. Als geblockte Gestaltung mit dem Thema „Im Einklang mit der Erde“ hofieren farbintensiven Pflanzen, wie Anthurienblüten, Craspedien, Disteln und gefärbte Zweigen das Referenzbild.

Fantasie und Mut sind vonnöten, den „Blumiger Kopfschmuck“, gestaltet von Alla Mandic und Team, als solchen zu erkennen. Die Sammlung diverser Kopfbedeckungen vom 5. bis zum 19 Jahrhundert, sowie aus verschiedenen Kulturen, vom Kaukasus, über Albanien, Südamerika bis nach Friesland/Norddeutschland, inspirierten dazu.

Eine „Essgruppe“ von Jacobus Johannes Pierre Oud, die für die Reihenhäuser der Weißenhofsiedlung im Bauhausstil entworfen wurde, inspirierte Alla Mandic zu „Kleiner Kosmos“. Die mit zwei Blütengestecken und ansonsten gelegten Floralien ausgeführte Tischdekoration orientiert sich an dem sachlich-funktionalen Auftritt der neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre.


October First Studio – Sträuße, Schalen und Ikebana

Vier Vasen rechts und links in unterschiedlichen Höhen vor dem Bild von Richard Paul Lohse kommunizieren mit den seriell und modular dargestellten Farbflächen. Die Installation mit nahezu monofarbigen Sträußen jeweils in den Farben Blau, Grün-Weiß, Gelb-Orange und Rot nennt Nina Gehrke gleichlautend zum Bild „17 Farbreihen“.

Ihre Vorliebe für die asiatische Blumenkunst und den ausgestellten Bora-Kimono bringt Nina Gehrke mit „Ikebana“ um Ausdruck. Ein blühender Mandelzweig greift in den Raum hinein, die Helikonienblüte erdet im Zentrum, umspielt von Orchideen und Blattgrün.

Eine üppig parallel besteckte Schale mit dem Titel „Zusammenkommen“ korrespondiert mit Alexander Frenz‘s Jugendstilgemälde „Der Frühlingskuss“ (1894). Durch die farbigen Blumen und die Gestaltung spiegelt Nina Gehrke die himmelhochjauchzenden Emotionen wider, die sich aus der dargestellten Szenerie des jungen, verliebten Paares erkennen lassen.


1st Tannendiele – Von Traumgebilden bis zur Vergänglichkeit

Ihre ausdrucksstarke Schalengestaltung mit roten Blüten von Rosen, Anthurien, Orchideen und Gerbera umwinden Brombeer- und Rosenranken. Vielleicht deutet die Gestalterin Astrid Franke vom Team Tannendiele mit dem Titel „Es wird vertrocknen wie ein Blatt“ die Vergänglichkeit von Schönheit, Natur, Farbe und Leben an? Farblich und in der Üppigkeit nimmt die Floristik Bezug auf das Bild „Sybilla Agrippina“ (ca. 1630) von Jan van den Hoecke.

Floristmeister Michael Frings greift mit einer Installation säulenartiger Glasgefäße die flaschenförmige Wandgestaltung von Tony Cragg aus blauen Keramikscherben auf. Blau-violette Rittersporn- und Vanda-Rispen, tief im Wasser der 14 Glasvasen versenkt, schaffen eine eindrucksvolle wie kraftvolle Inszenierung.

Die nahezu lebensechte, mitten im Raum platzierte Skulptur des schlafenden Mädchens (2018) von Hans Op de Beeck umgibt Michael Frings mit wolkenartigen Gebilden aus Schleierkrautblüten. Seine gleichermaßen farbreduzierte florale Entsprechung „Schlafendes Mädchen“ greift damit auf anrührende Weise die geistige Abwesenheit der Schlaf und Ruhe suchenden Person auf. Traumgebilde oder geheimnisvolle Parallelwelt? Das zu entscheiden, bleibt dem Betrachtenden selbst überlassen.


Victor Breuer – Blumige Farbflächen und sinnliche Texturen

Die „Mona Lisa“ (1897) von Moritz Röbbecke ist eine Kopie eines der bekanntesten und meistkopierten Gemälde. Nicht zuletzt deshalb wird Dominik Zelles vom Victor Breuer-Team seiner floralen Entsprechung den Titel „Zwischen Blüten und Illusion“ gegeben haben. Sinnlich, tiefdunkle, bordeauxfarbene bis schwarze Blüten huldigen dem sanften Lächeln der unnahbar und doch so anziehenden Mona Lisa auf dem Bild.

Das größte florale Werk in einem der größten Räume schuf Victor Breuer mit „Es bitten zu Tisch – Rubens, El Anatsui und Breuer“. Selbstbewusst deutet der Titel bereits darauf hin, dass der Floralkünstler sich im gleichberechtigten Zusammenwirken mit den anderen Künstlern dieses Raumes sieht. Zum einen Rubens, dem Maler des kopfseitig angebrachten, raumhohen Bildes, sowie Künstler El Anatsui, der den beeindruckenden Wandbehang aus tausenden von Kronkorken schuf. Üppigst, in warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen gehaltenen Blüten in Kenzan und unterschiedlichen Schalen steckend, reagiert hieraus die floral Tischinszenierung. Charmant und unkonventionell sind Holztische in unterschiedlichen Höhen und Ausführungen dazu mittig im Raum arrangiert. Das Werk beeindruckt nicht zu unrecht durch seine Fülle und perfekte Raumentsprechung.

Weiß ich nicht gleich Weiß, äußerte Ulrich Erben zu seinem Bild „Ohne Titel“ (1977), das scheinbar eine durchweg weiße Fläche zeigt. Nur wer genau hinschaut, entdeckt die Nuancen. Auch Nele Münzner aus dem Team Victor Breuer setzt sich mit der Farbe auseinander und zeigt mit ihrer floristischen Installation die verschiedenen Töne und Texturen eines Farbbereichs, je nach dem, von welcher Blüte die Farbe repräsentiert wird. Passend titelt sie die blütenreiche und geblockt in einzelnen rundlichen Gefäßen steckende Installation „Gradient“.

Die Schlichtheit und das Abweisende der wandhängenden 3-D-Muster aus Kunststoffblocks (2017) mit gesteinsartiger Oberfläche von Jan Albers, Titel „cuttingEdgEs“, reizte Victor Breuer. Sein floristisches Kunstwerk „Grauzone“ findet sich in kubischen Bankgefäßen. Eingesteckte Blüten korrespondieren farblich wie seitens ihrer Textur mit den grauen Blöcken des künstlerischen Vorbildes.

 

Fotos: Henckel

 

Weitere Informationen zur Ausstellung „Palastblühen“ im Düsseldorfer Kunstpalast findet ihr hier

 

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