Plastisches Zeichnen

Plastisches Zeichnen

Beim plastischen Zeichnen gilt es einiges zu beachten. So erfolgt das Zeichnen selbstverständlich immer auf der Fläche des Papiers und ist keine plastische, d. h. räumliche oder körperhafte Gestaltung. Dennoch kann und soll oft die Illusion von Räumlichkeit und Körperlichkeit hervorgerufen werden. Mit etwas Übung ist das Darstellen z. B. von Blüten und Materialien wie Kerzen und sogar ganzer Werkstücke in scheinbarer, plastisch sich aus dem Zeichenblatt hervorwölbender Körperhaftigkeit gar nicht so schwer. Folgende Überlegungen und Vorgehensweisen helfen:

  • Wo möglich ist die Darstellung einer Ansicht ganz genau von vorne oder genau von der Seite zu vermeiden. Eine Blüte wirkt meist in halbseitiger Ansicht bzw. im Halbprofil sowohl natürlicher als auch plastischer.
  • Schattierungen und Schattenwürfe mit Hell-Dunkel-Differenzen, ob durch Schraffierungen oder durch flächigen Farbauftrag erzeugt, erhöhen den Effekt der scheinbaren Körperlichkeit der Darstellung.
  • Wichtig ist auch die Reihenfolge des Zeichnens im Hinblick darauf, was vorne liegt, also zuerst gezeichnet werden muss und was dahinter verborgen liegt, also nur noch dort gezeichnet wird, wo es zu sehen ist. Auch dieses Vor- und Hintereinander vermittelt Räumlichkeit.
  • Bei groß dimensionierten Darstellungen kommt das Perspektivische hinzu. Siehe dazu aber die entsprechenden Kapitel.

Körperhaft wirkende Darstellung einer Cymbidienblüte in zwei Zeichenstilen mit Bleistiften verschiedener Härte. Die schräge Ansicht, das dadurch betonte Vor- und Hintereinanderliegen von Blütenteilen und die Flächengestaltungen durch Schraffierungen und Schattierungen unterstützen die plastische Illusion.

Zwei trauerfloristische Werkstücke, deren Wölbungen in plastisch überzeugender Weise durch verdunkelnde Schraffuren und Punktesetzungen mit Fineliner skizziert sind. Selbst die Faltenwürfe und Schlaufenbildungen beim jeweiligen Bandschmuck scheinen fast realistisch hervorzutreten.

Plastisches Zeichnen nach der Realität

Um das richtige Zeichnen von vor- und hintereinanderliegenden Teilen innerhalb eines Werkstücks zu üben, ist es sinnvoll, ein solches Werkstück, hier ein Amaryllis-Solitärstrauß, in einem Abstand von etwa einem Meter vor sich hinzustellen und dann zu versuchen, das Gesehene auf dem Zeichenpapier wiederzugeben. Dabei ist es zunächst sinnvoll, wiederum mit einer schematischen Darstellung zu beginnen, die eventuell in einem zweiten Schritt koloriert wird. In weiteren Zeichnungen nähert man sich allmählich der Realität an. Immer aber zeichnet man das am weitesten vorne Liegende zuerst, das dahinter Liegende danach und zuletzt die ganz hinten befindlichen Teile, wo sie noch hervorragen. Zum Üben kann es alternativ auch sinnvoll sein, erst einmal alles vollständig, jedoch mit ganz feinem, d. h. hartem Bleistift zu skizzieren. Wenn man dann mit Überlegung die verdeckten Teile ausradieren muss, lernt man von vorneherein genauer hinzusehen.

Die Überschneidungen und Verdeckungen, das Vor- und Hintereinander der gezeichneten Werkstoffe bzw. Werkstoffteile erzeugen auch in der eigentlich flächigen Zeichnung einen räumlichen Eindruck. Bleistift, Fineliner, Buntstifte.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema findet ihr im Heft „Entwurfszeichnen“ aus der BASICS kolleg Lern- und Arbeitsreihe von Karl-Michael Haake.

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