Hoher Besuch auf dem BGM-Düsseldorf. Der Blumengroßmarkt hatte die vor wenigen Wochen frisch gekürte Europameisterin der FloristInnen, die Holländerin Hanneke Frankema, eingeladen. In den frühen Morgenstunden fertigte sie im Rahmen ihrer Live-Demonstration floristische Werkstücke in der für sie typischen Handschrift.
„Ich liebe es, diese Konstruktionen aus Draht zu erstellen“, sagte die redegewandte Europameisterin der FloristInnen. Nahezu jedes Werkstück, das sie an diesem Morgen den KundInnen des Blumengroßmarktes Düsseldorf präsentiert, weist ein solches selbstgefertigtes Drahtgerüst auf. „Das hat den Vorteil, recht dekorativ zu wirken, aber auch jeder Blüte genau ihre Position zuweisen zu können“, erläuterte sie. Eine Fülle an solchen Drahtfragmenten hat sie dabei, die sie dann wiederum im Moment der floristischen Werkstückerstellung noch zu mehreren erweitert, mit Glasröhrchen zum Einsetzen der Frischblumen versieht und dann in Windeseile zu beeindruckenden Dekorationsobjekten vervollständigt.
„Ich werde auch Iron Lady genannt“, berichtet sie schmunzelnd. Und wenn man ihr dann zusieht, wie behände sie dickere, farbige Aluminiumdrähte in einer Länge von ca. 60 bis 80 cm in ein Bohrmaschinenfutter einspannt und in langsamer Umdrehung einen dünnen Zierdraht um diese aufwickelt, versteht man sofort diesen Spitznamen. Auf eine interessante farbliche Abstimmung der beiden Drahtvarianten solle man achten, erläutert sie. Vor allem müsse der wesentlich dünnere Zierdraht zuvor sehr gut am unteren Ende des stärkeren Aluminium-Hauptdrahtes fixiert werden, damit die spiralige Umwicklung auch gut halte und nicht verrutsche.
Gleiches gilt nach dem Ausspannen aus der Bohrmaschine mit dem Drahtende. „Ich fixiere das Zierdrahtende zusätzlich mit einem kleinen Stück Draht durch mehrmaliges Drüberknoten.“ Diese so veredelten Drähte verbiegt sie dann zu schwungvollen Gebilden, die sie zu den ornamenthaft wirkenden Grundkonstruktionen für die Sträuße und Objekte zusammenbaut.
Schon seit Jahren sei dies ihr besonderer Style. „Damit bin ich weit weg von dem typisch holländischen Gestaltungsstil, der oft mit großen Mengen an Blumen sehr plakativ arbeitet.“ Ihr Stil sei es vielmehr, mit Floralien in eher bedeckten Farben und feinteiliger, vereinzelt und transparenter Weise zu gestalten.
„Dabei liebe ich es, die wunderschönen Blätter so mancher Grünpflanze einzusetzen!“ So stehen neben ihrem Arbeitstisch nicht nur Stängel mit kleinteiligem, zartem Blütenbesatz wie Orchideen, Eustoma, Clematis oder Waxflowers in den Eimern, es gesellen sich auch jede Menge Zimmerpflanzen dazu: Caladium mit seinen in mehreren Farben fein gezeichneten Blättern, Bromelien, Tillandsien oder Peperomien. Behutsam wählt sie ein violett-purpur strukturiertes Blatt, um es neben die violettfarbenen Orchideenblüte in das wassergefüllte Glasröhrchen zu platzieren. „Ich mag es leicht und transparent, jede Blüte, jedes Blatt soll zur Geltung gebracht werden“, sagt sie. Dabei sei es aber extrem wichtig, auf die richtige Balance zwischen dem konstruktiven Gestell und den hinzugefügten Floralien zu achten! Es mache keinen Sinn, ein Gestell einzusetzen, wenn es nachher komplett mit Blumen zugedeckt werde.
Ob dieses Gestell nicht unnötig die Preise für die Werkstücke in unverkäufliche Höhe treibe, wird sie gefragt! Keineswegs, entgegnet die Floristin. „Ganz im Gegenteil, diese Gestelle verkaufe ich aktiv mit und meine Kunden lieben mich dafür. Sie kommen meistens wieder und lassen sich diese Gestelle dann erneut mit Blumen und Pflanzenteilen füllen oder ergänzen diese selbst mit Blüten.“ Dass dann so ein konstruktives Arrangement erst ab 150 Euro aufwärts erhältlich ist, sei für ihre Kundschaft normal. „Ich habe nicht nur Privatkunden, die solche repräsentativen und besonderen Blütenkonstruktionen schätzen, sondern auch Geschäftskunden, die stolz darauf sind, meinen Style in ihrem Entree von Geschäftsräumen präsentieren zu können.“
Konsequentes Daraufhinarbeiten auf diesen Style hat der sympathischen Henneke Frankema nicht nur den Weg zu ihrem geschäftlichen Erfolg geebnet und ihr einen Ruf weit über die holländischen Landesgrenzen hinaus eingebracht. Auch der Gewinn bei der diesjährigen Europameisterschaft ist die logische Fortsetzung. „Mein Erfolgsrezept ist: Bleib Dir treu!“ verrät sie. So beherrscht sie ihre Techniken nicht nur im Schlaf und bewickelt ihre Drähte in weniger als einer halben Minute ohne dabei hinsehen zu müssen.
Allerdings hätten ihr die um weitere zwei durch die Corona-Pause verlängerten Jahre zwischen dem niederländischen Meisterschaftsgewinn bis zur Teilnahme am Europa-Cup sehr zugesetzt! „Ich hatte den Eindruck, dass meine hierfür entwickelten Ideen innerhalb der langen Zeit nicht mehr neu waren. So musste ich mich immer und immer wieder neu erfinden, das hat mich gestresst.“
Drei Tage vor der Meisterschaft habe sie so gut wie nicht mehr geschlafen und sei ihre Werkstücke immer wieder gedanklich durchgegangen. Doch auch die Überraschungsarbeit, die die WettbewerbsteilnehmerInnen bekanntlich unvorbereitet gestellt bekommen und sich somit in keinster Weise darauf vorbereiten können, habe sie mit einer sehr hohen Punktzahl gemeistert. „Da kommt mir mein Geschick zugute, dass ich angesichts von floralem Material immer schnell auf eine Idee komme, was ich daraus machen könnte.“
Und nicht nur das: Während ihres Live-Arbeitens auf dem Blumengroßmarkt erzählt, berichtet, geradezu unterrichtet sie laufend, während ihre Hände zauberhafte Arrangements wie von selbst anfertigen. Hanneke Frankema ist wahrlich eine Meisterin ihres Faches und eine charmante, kluge Botschafterin für die Blumenbranche ohnehin.