Egal wohin man jetzt schaut, überall sprießen prächtige Narzissen und zieren die Beete oder Kübel in Gärten sowie auf Balkon und Terrasse. Aber was hat es mit dem Amaryllisgewächs auf sich?
Zahlreiche Kulturreformen begeistern
Die pflegeleichte Pflanze findet man nicht nur im sorgfältig angelegten Garten, sondern auch wild und frei auf sonnigen Wiesen, in schattigen Wäldern und malerischen Berglandschaften. Die wildwachsende Ursprungsform des Amaryllisgewächs stammt aus Südwesteuropa und Nordwestafrika. Gegenwärtig gibt es rund 30 bis 40 Arten und mehr als 24.000 Kulturformen, wovon die meisten jährlich in den Niederlanden und in Großbritannien kultiviert werden.
Zwiebelblüher mit süßem Duft
Im Christentum steht die gelbe Narzisse für die Auferstehung und ist damit Symbol ewigen Lebens. Zum einen, da ihre Blütezeit genau auf die Zeit des Osterfestes fällt. Zum anderen, da man die Zwiebelblüherin den Großteil des Jahres nicht zu Gesicht bekommt. Erst wenn es wieder Ostern wird, steht sie – scheinbar plötzlich – wieder auf.
Charakteristisch für Narzissen ist die auffällige Trompetenform. Dabei werden die äußeren Blütenblätter Hauptkrone genannt. Sie umgeben die Nebenkrone, die wie eine trompetenförmige Röhre in der Mitte der Blume liegt. Die wohl bekannteste Farbe der Narzissen ist gelb, doch es gibt sie auch in Weiß, Orange, Rosa und sogar zweifarbig. Viele Sorten verströmen einen leicht süßen Duft, der die Frühjahrsluft erfrischt.
Ihre Blütezeit beginnt im Februar und kann bis Anfang Mai andauern. Dabei wächst die Narzisse aus einer Zwiebel, die als unterirdisches Speicherorgan dient. Diese enthält alle notwendigen Nährstoffe und Reserven, die für das Wachstum der Pflanze benötigt werden. In der Ruhephase, normalerweise während der Sommermonate, zieht die Zwiebel Energie aus der Umgebung und speichert sie, um im nächsten Frühjahr erneut auszutreiben. Die Narzisse ist also eine mehrjährige Pflanze, daher kann ihre Zwiebel nach dem Verblühen in der Erde bleiben, sodass sie im nächsten Frühjahr wieder in voller Pracht erstrahlt. Wird sie nach ein paar Jahren etwas blühfaul, empfiehlt es sich, die vergilbte Zwiebel aus der Erde zu nehmen, die Tochterzwiebeln zu trennen und diese wieder einzusetzen.
Narzisse – Saisonblume, mit Bedeutung
Die Narzisse, man traut es ihr auf den ersten Blick kaum zu, gehört zu der Pflanzengattung, die seit der Antike mit zahlreichen Mythen in Verbindung gebracht wird. So philosophierten die Griechen besonders über die Haltung der Frühjahrsblüher. Aufrecht und stolz stehen sie mit ihrer gold leuchtenden Trompetenform im hohen Gras, als wüssten sie um ihre Schönheit. Ebendies erzählt auch die wohl bekannteste Sagengeschichte von Narziss.
Nachdem seine Mutter durch eine Weissagung den frühen Tod ihres Sohnes prophezeit bekommt, wächst der Jüngling abgeschottet von jeglichen Göttern und Menschen unter den strengen Augen seiner Mutter auf. Eines Tages dann verliebt sich die Nymphe Echo in Narziss und versucht seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Narziss aber, der festen Überzeugung, kein weibliches Wesen sei klug oder gar schön genug für ihn, trifft das herzlich wenig. Seine Arroganz plagt die junge Nymphe so sehr, dass sie sich vor Sehnsucht verzehrt, bis einzig ihre klagende Stimme übrig bleibt. Nemesis, die Göttin der Vergeltung, beobachtet seine Ungerührtheit mit Zorn und schwört ihn die Schmerzen unerwiderter Liebe spüren zu lassen. Als der Junge sich daraufhin zum Trinken über das Teichwasser neigt, verliebt er sich in die Schönheit seines eigenen Spiegelbildes. Voller Begehren nähert er sich seinem Abbild und ertrinkt schließlich. Einzig das Mitleid der Göttinnen und Götter zeigte Gnade und verwandelt Narziss in einen Busch Narzissen.
Die Sagengeschichte könnte mit etwas Fantasie eine Erklärung dafür sein, dass Narzissenköpfe immer ein wenig nach unten schauen. Sie scheinen dazu verdammt zu sein, die Haltung ihres Namensgebers einzunehmen, der sich selbst über dem Wasser beugend bewunderte.