Ordnungsarten – Asymmetrie

Ordnungsarten – Asymmetrie

Mit Asymmetrie oder freier Ordnung wird die nicht spiegelgleiche Positionierung von gestalterischen Teilen, Motiven oder Gruppen von Gestaltungsmitteln bezeichnet. Die Wirkung entsprechender Gestaltungen ist frei, natürlich, spannungsreich, dynamisch und ungezwungen. Unterschieden werden:

Asymmetrische Gestaltung nach Goldenem Schnitt

Bei dieser Form der Asymmetrie verhalten sich einerseits die Motivgrößen, andererseits die Abstände der Motive zueinander nach Goldenem Schnitt. Dabei ist das Hauptmotiv als größtes, dominierendes Motiv aus der geometrischen Mitte heraus verschoben und seine Position ist durch den Goldenen Schnitt im Goldenen Punkt z. B. eines Gefäßes festgelegt. Die Gruppenachse der gesamten asymmetrischen Gruppierung verläuft durch das Hauptmotiv. Auf der anderen Seite der geometrischen Mitte ist, am weitesten vom Hauptmotiv entfernt, das Gegenmotiv als zweitgrößtes Motiv angeordnet.

Das Nebenmotiv steht als drittgrößtes, meist kleinstes Motiv neben dem Hauptmotiv auf der Seite, die dem Gegenmotiv abgewandt ist. Wenn die drei Motive nicht entlang einer geraden Linie positioniert werden, entsteht als Grundriss die Beziehungsfigur eines ungleichseitigen Dreiecks. Bei allseitig zu betrachtenden Werkstücken muss zur Vermeidung einer ungestaltet wirkenden Rückseiten-Wand ein zusätzliches, nochmals kleineres Rückseitenmotiv hinter dem Hauptmotiv erarbeitet werden.

Der Waagepunkt befindet sich bei völlig ausgeglichen asymmetrisch gruppierten Gestaltungen in der geometrischen Mitte (siehe Schema). Variiert man die Asymmetrie und weicht von einer allzu strengen und schematischen Positionierung nach Goldenem Schnitt ab, verschiebt sich der Waagepunkt in den meisten Fällen zum Hauptmotiv hin. Für die Ausgewogenheit solcher Gestaltungen müssen jedenfalls das optische Gewicht und das Hebelgesetz zusätzlich beachtet werden, damit harmonische Proportionen zwischen den Motivgrößen und den Motivabständen entstehen. Ein genaues Abmessen ist nicht erforderlich, das Augenmaß entscheidet.

Frei proportionierte asymmetrische Gestaltung

Bei frei proportionierter Asymmetrie wird bewusst vom Goldenen Schnitt abgewichen. Die Proportionen werden dabei bezüglich des größeren Teils überstreckt. Das bedeutet gleichzeitig in Relation zu diesem größeren Teil eine Stauchung des kleineren Teils. So entstehen z. B. Proportionen von 2:6 oder von 1:9 usw. Eine weitere Möglichkeit solche Proportionen zu entwickeln, besteht in der gestalterisch bewussten Übernahme der durch die Werkstoffe vorgegebenen Größenrelationen.

Auch wenn der Goldene Schnitt in der Natur nachweisbar ist, so ist er doch nicht allgegenwärtig und weniger bedeutend als in der Gestaltungslehre oft angenommen. So sind die natürlichen Proportionen z. B. von riesigen Sonnenblumenblüten zu relativ viel kleineren, anderen Werkstoffen, z. B. Rosen, durchaus harmonisch, da sie der natürlichen Wahrnehmung entsprechen. Entsprechende gestalterisch überzeugende Ungleichgewichte sind demnach möglich, ohne dass sich eine Unausgewogenheit der Werkstücke ergibt. Ein gutes, durch Naturbeobachtung geschultes Gefühl für die natürlichen Proportionen ist dazu erforderlich.


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