Schnittblumen und Schnittgrün müssen nach der Anlieferung sofort geputzt, angeschnitten und in Wasser gestellt werden, damit sie so gut und so schnell wie möglich versorgt sind.
Putzen und Säubern von Schnittware
Zunächst erfolgt das Putzen der Schnittware, d. h. das Entfernen von Dornen sowie überflüssigen Blättern und Nebentrieben im unteren Stielbereich, der je nach Blumenart ein bis zwei Drittel des Stiels umfassen kann. Insbesondere alle Blätter, die später mit dem Vasenwasser in Berührung kommen könnten, müssen entfernt werden. Blumenstielputzmaschinen werden hierzu nur bei großen Warenmengen eingesetzt. Tief sitzenden Seitentriebe einiger Blumen, z. B. bei verzweigten Tanacetum, Chrysanthemum oder Limonium, werden jedenfalls von Hand abgetrennt und zur späteren Verarbeitung separat in eine Vase gestellt.
Das Entfernen von Dornen bzw. Stacheln, wie z. B. bei Rosen, kann relativ schnell mit einem Rosenentdorner erfolgen, wobei jedoch oft Verletzungen des Stiels vorkommen. Auch die Blumenstielputzmaschine ist einsetzbar. Fachlich besser, aber zeitaufwändiger ist das Entdornen mit dem Floristenmesser.
Anschneiden von Schnittware
Das Anschneiden erfolgt in vielen Fällen in einem Arbeitsgang mit dem Putzen, zumindest werden meist beide Vorgänge an einem Blumenstiel erledigt, bevor der nächste zur Hand genommen wird. In aller Regel wird das Floristenmesser eingesetzt. Mit einer Rosenschere kann ein guter Anschnitt nur bedingt erfolgen, da hierbei oft ein Zusammenquetschen der Stiele bzw. der Leitbahnen erfolgt. Man kann jedoch damit sehr harte Holzstiele oder weiche, krautige Stiele von Blumen, die keinen langen, schrägen Schnitt benötigen, anschneiden. Generell muss die Schere so scharf wie möglich sein.
Ein Anschnitt erfüllt mehrere Funktionen. Damit in den Leitbahnen wieder ein ununterbrochener Wasserfaden entsteht, wird der Teil des Sprosses entfernt, in den seit dem Abschneiden Luft eingedrungen ist. Damit ist zugleich die schon von Bakterien befallene, alte Schnittfläche entfernt und die Leitbahnen werden durch den Anschnitt weit geöffnet. Dazu ist ein scharfes Messer erforderlich, mit dem ein schräger Schnitt durch den Stiel geführt wird. So werden die Leitbahnen so wenig wie möglich zusammengedrückt. Große Öffnungen sind wichtig, denn das pflanzliche Gewebe zieht sich in geringem Umfang bei einer Verletzung zusammen. Auch durch die im Wasser befindlichen Bakterien, die sich an die Öffnungen setzen, entsteht später wieder eine Verengung.
Besonders harte, holzige Stiele sind schwer anzuschneiden, so dass der Kraftaufwand hoch ist. Dabei kann man leicht mit dem Messer abrutschen. Besser ist das Anschneiden auf einer Unterlage oder mit einer scharfen Rosenschere, die die Leitbahnen nur minimal quetscht. Statt des früher üblichen Anklopfens holziger Stiele, was eine Zerstörung des Gewebes zur Folge hat, kann ein Aufspalten durch kreuzweises einschneiden des Stielendes mit einer Rosenschere vorgenommen werden. Dies fördert wiederum die Wasseraufnahme, da das Wasser durch die Kapillarwirkung in den engen Schnittspalten gut angesaugt wird.
Weiche, krautige Stiele, müssen nicht zeitaufwändig einzeln schräg mit dem Messer angeschnitten werden. Bestes Beispiel bieten Tulpen, die zu mehreren im Bund mit der Rosenschere angeschnitten werden können.
Spezielle Schnittwarenbehandlung
Einige Schnittblumen erfordern aufgrund ihrer Eigenschaften besondere Behandlungen. Meist dienen diese Pflegemaßnahmen wiederum der optimalen Versorgung und einer maximalen Haltbarkeit. Teils geht es um Formerhalt oder -optimierung und um die Vermeidung von Unverträglichkeitsreaktionen. Folgende Gründe bedingen entsprechende Behandlungsweisen der Ware.
Milchsaft absondernde Schnittstellen
Weihnachtssterne, Rispeneuphorbien, Mohn und Sonnenblumen haben Stängel, die in Milchröhren einen Milchsaft führen. Beim Ab- bzw. Anschneiden tritt dieser Saft aus. An den Schnittflächen verklebt er die Eingänge der Leitbahnen, so dass die Schnittblumen kein oder nicht ausreichend Wasser aufnehmen können. Zusätzlich verschmutzt der Milchsaft das Vasenwasser und dient Bakterien als Nahrung, so dass die Verschmutzung verstärkt wird. Der Verlust von viel Milchsaft schwächt außerdem die Schnittblume. Als Gegenmaßnahme dient ein kurzes Anbrennen der Schnittstellen oder ein kurzes Erhitzen der unteren zwei bis
drei Zentimeter der Stiele in nahezu kochendem Wasser. Dadurch gerinnt der Milchsaft an der Austrittsstelle und die Milchröhren sind verschlossen. Bei einem neuen Anschnitt muss das Anbrennen erneut erfolgen. Bei angekochten Stielen ist eine neue Behandlung erst erforderlich, wenn ein Anschnitt oberhalb des bereits angekochten Bereichs erfolgt.
Schleim absondernde Schnittstellen
Viele Zwiebel- und Knollenpflanzen, z. B. Narzissen und Hyazinthen, enthalten in ihrem Leitgewebe Schleim, der an der Schnittstelle austritt, sobald der Spross ab- bzw. angeschnitten wird. Der Schleim ist einerseits hautunverträglich und kann zu allergischen Reaktionen führen. Hier hilft nur vorsichtiges Hantieren, das Tragen von Handschuhen oder unverzügliches Händewaschen. Andererseits ist der Schleim für alle anderen Schnittblumen, die mit dem Schleim z. B. im gemeinsamen Vasenwasser in Berührung kommen, giftig und beeinträchtigt deren Haltbarkeit. Er setzt die Leitbahnöffnungen an den Schnittstellen zu und erhöht als
Nahrung für Bakterien deren Vermehrung im Wasser. Daher muss man alle diese Schnittblumen nach dem Schnitt bzw. einem erneuten Anschnitt ausschleimen lassen, ehe man sie ins Wasser stellt. Im Übrigen sind für Zwiebelpflanzen entwickelte Blumenfrischhaltemittel auf diese Gegebenheiten abgestimmt und helfen bei der haltbarkeitsverlängernden Behandlung.
Verschmutzung durch Blütenstaub
Manche Blüten, insbesondere Lilien, müssen von ihren Staubgefäßen befreit werden, da der Blütenstaub eine erhebliche Verschmutzungsgefahr darstellt. Ein durch floralen Schmuck verursachter Fleck auf dem Brautkleid oder auf einer Tischdecke ist so zu vermeiden. Keinesfalls werden die Staubgefäße herausgeschnitten, sondern jeder Staubbeutel muss abgezupft werden, während die Staubfäden in der Blüte verbleiben.
Aufspaltung von Stielenden
Blumen mit hohlen Schäften, z. B. Amaryllis, werden nach dem Anschnitt unmittelbar über der Schnittstelle mit Klebefilm umwickelt. Ohne diese Maßnahme spaltet sich der Schaft und die Einzelstreifen rollen sich unter weiterem Spalten allmählich auf.
Verformung der Stiele
Manche Werkstoffe neigen zu krummen Stielen, wenn sie nach der durch die Ernte verursachten Trockenphase in Wasser eingestellt werden. Vorrangig sind Tulpen, Ringelblumen und Ranunkeln zu nennen, aber auch viele Gerberasorten gehören dazu. Die zuerst genannten Arten wickelt man nach dem Putzen und Anschneiden als Bund in Papier und stellt sie tief ins Wasser. So werden die Stiele beim Aufsaugen des Wassers straff und gerade. Gerbera können für die erste Wasseraufnahme im Anlieferungskarton-Gitter angeschnitten und dann so versorgt werden, dass ihre Stiele ins Wasser hängen. Einige Gerbera-Sorten werden allerdings von vorneherein, noch wenn sie vom trockenen Transport etwas welk sind, mit Draht gestützt, da sie ohne Drahthilfe auch später dazu neigen, ihre Blütenköpfe schräg zu stellen oder gar hängen zu lassen. Sobald diese Schnittware vollturgeszent ist, kann sie wie andere Schnittblumen in die Vase gestellt werden.
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