Gestalterische Grundlagen sind für jeden, der in gestalterischer Form arbeitet wichtig – im Rahmen der floristischen Ausbildung sind sie jedoch besonders zentral. Im letzten Teil unserer Reihe haben wir bereits die verschiedenen Erscheinungsformen linearer Gestaltungen erklärt. Heute soll es sich zunächst um die zwei verbleibenden Möglichkeiten drehen und um die zeitliche Dimension, die gerade bei der Arbeit mit pflanzlichen Werkstoffen von Bedeutung ist.
Die flächige Gestaltung
Wie bereits erwähnt gehören Blätter zu den wichtigsten, flächigen Gestaltungsmitteln. Bei ihrer Schichtung rücken oft Texturwirkungen in den Vordergrund. Auch Blüten, dicht an dicht gesetzt, ergeben Flächengestaltungen.
Floristisch gestaltete Flächen finden sich bei allen geschlossenen, formbinderischen Werkstücken, wie Kranz, Kugel und Pyramide. Flach gehaltene Gestecke sind z. B. im Tischschmuckbereich häufig. In ihren Ausprägungen reichen Flächengestaltungen von der Gleichförmigkeit über die regelmäßige Streuung der Werkstoffe bis zu Verdichtungen und Gruppierungen auf der Fläche. Je nach ihrer Form können sie konstruiert-technisch wirken (z. B. ein Quadrat), wie zufällig entstanden aussehen (z. B. Oberfläche einer Sandschüttung) oder organisch gewachsen erscheinen (z. B. Blattoberfläche). Je nachdem, welchen gestalterischen Ausdruck man mit der Fläche erreichen will, muss die entsprechende Werkstoffauswahl und -anordnung vorgenommen werden.
Die körperhafte Gestaltung
Gestecke sind meist körperhafte, also dreidimensionale Werkstücke. Mit Breite, Tiefe und Höhe sind es räumliche Gestaltungen. Ähnlich wie bei den Flächen kann man einerseits konstruierte, andererseits organische bzw. zufällig wirkende körperhafte Formen unterscheiden.
Darüber hinaus sind sowohl geschlossene Körper mit dichter Oberfläche möglich, als auch offene, lockere Umrissformen mit einzeln stehenden Werkstoffen und entsprechenden Freiräumen. Die Werkstoffauswahl und ihre Anordnung sind wiederum dem Ziel unterzuordnen, welche Ausprägung die körperhafte Form des Gestecks haben soll. Nur so ist eine bewusst gestaltete Raumerfassung durch das Werkstück möglich.
Die zeitliche Dimension
Die Zeit lässt sich als vierte Dimension verstehen und hat für ein Gesteck in verschiedener Hinsicht Bedeutung: Jedes Frischblumengesteck ist von Natur aus zum Vergehen, Verwelken oder auch Eintrocknen vorbestimmt. Diese zeitbezogenen Vorgänge machen einen Reiz floristischer Arbeiten aus und können oft schon beim Erstellen des Werkstücks in die gestalterischen Überlegungen mit einbezogen werden. Farbveränderungen, Formvariation durch langsames Verbiegen, Verwelken oder Trocknen führen täglich zu einem neuen Aussehen eines Gestecks und sind interessant zu beobachten.
Diese Vorgänge müssen sogar beachtet werden, wenn Werkstoffe zum Einsatz kommen, die auch in abgeschnittenem Zustand noch schnell und stark wachsen können, wie das z. B. von Tulpen bekannt ist.
Ihr sucht nach noch mehr leicht verständlichen Informationen zu floristischen Gestecken? Dann ab zu unserem Lehrbuch.