Das flächige Gestalten wird vielfach nicht als Ausführung einer eigenen Anordnungsart aufgefasst. Viele flächige Gestaltungen können sogar einer der anderen Anordnungsarten zugerechnet werden. So lassen sich z. B. kugelige Gestecke als radial bezeichnen und friesartige Ausformungen entstehen oft durch paralleles Einstecken der Stiele. Damit wird aber der wesentliche Gestaltungscharakter, das Flächige, nicht immer erfasst. Die eigentlichen Kriterien für die flächige Anordnungsart lauten:
- Die Stielführung ist nicht sichtbar und ein weitgehender Verzicht auf das Gestaltungsmittel „Stiel“ ist typisch
- Lagernde Bewegungsformen sind vorherrschend
- Schichtungen und nur geringe Staffelungen mit kleinen Höhenunterschieden werden eingesetzt
- Umbildungen des Werkstoffs zu flächigen Formen, z. B. durch Zerschneiden, Aufrollen etc., sind gängig
- Dichtes Aneinanderfügen bestimmt die Verarbeitung
- Die Werkstoffeigenschaft Textur wird betont
- Wuchspunkte sind von untergeordneter Bedeutung
Damit sind konkrete Bedingungen für eine eigene, flächige Anordnungsart formuliert. Ergänzend sei noch erwähnt, dass sich flache Gefäße besonders gut eignen, jedoch auch andere Formen je nach der weiteren gestalterischen Ausprägung des Gestecks gewählt werden können.
Einerseits zeigen typische Gestecke in flächiger Anordnung formbinderische Ausprägung: Kissen, Kranzformen, Halbkugeln usw. lassen sich erarbeiten. Das Wesentliche der Formbinderei findet sich in den Kriterien für den dekorativen Gestaltungsstil. Vor allem ordnen sich die Werkstoffe vollkommen einer eigenständigen Außenform unter und es entstehen geschlossene Oberflächen.
Andererseits sind viele flächige Gestecke mit dem Begriff „Fries“ zu beschreiben, wenn sie wenig körperhaft, sondern als Ebene gestaltet sind. Unter Fries versteht man in der Architektur ein schmückendes Band in gleich-bleibender Breite, z. B. als Relief unter einem Giebel verlaufend. Daraus leitet sich die Bezeichnung für die bandförmige, in sich geschlossene Flächengestaltung mit geringen Höhendifferenzen zwischen den Werkstoffen ab.
Hier sind einige Beispiele:
Zwei Beispiele für die unterschiedliche Gestaltung flächiger Gestecke. Links ist die nahezu zufällig erscheinende Streuung gestalterisches Prinzip. Hier und da entstehen kleine Verdichtungschwerpunkte. Oben sind die Werkstoffe jeweils zu einheitlichen Flächenbereichen zusammengefasst. So entstehen klar abgegrenzte Textur- und Farbflächen, die im Gesamtwerkstück ausgewogen verteilt sein müssen.
Kissenformen sind formbinderisch- dekorativ und bedingen eine flächige Werkstoffanordnung. Die Beispiele zeigen, dass sowohl Einheitlichkeit des Werkstoffs als auch farbliche Variation zu überzeugenden Ergebnissen führen. Variation und Einheitlichkeit verbinden sich im Beerenkissen: Nur ein botanischer Pflanzenbestandteil und dennoch Werkstoffvielfalt.
Mehr Informationen zu diesem Thema findet ihr im Buch „Gestecke“ aus der BASICS Lernbuchreihe von Karl-Michael Haake.