Gefäße für Pflanzungen

Gefäße für Pflanzungen

Gefäße für Pflanzungen stellen, technisch betrachtet, den abgegrenzten Raum dar, in dem die eingesetzten Pflanzen wurzeln und Halt finden. Sie müssen darüber hinaus die auf den beabsichtigten Aufstellort bezogenen Erfordernisse erfüllen. Außerdem ermöglichen sie den Transport der gesamten Pflanzung. Daraus folgen die Anforderungen, die ein Pflanzgefäß erfüllen muss.

Anforderungen an die Gefäße

Bei den Gefäßen ist es, wie auch bei vielen weiteren Aspekten floristischer Pflanzungen, sinnvoll, von vorne herein die Fakten geordnet nach den beiden großen Standortbereichen „draußen“ sowie „drinnen“ zu betrachten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass hier oft Bezeichnungen wie „Indoor-Pflanzung“ und „Outdoor-Pflanzung“ verwendet werden. Dies ist im Zuge der vermehrten Verwendung englischer Begriffe insbesondere in der Technik, aber auch in der Vermarktung von Produkten durchaus sinnvoll. In dem hier vorliegenden, grundlegenden Lehr- und Lernbuch sollen aber weiterhin die deutschen Bezeichnungen verwendet werden.

Gefäße für eine Freilandpflanzung müssen:

  • witterungsbeständig sein
  • bei Verwendung in der Winterperiode frostfest sein
  • Standsicherheit bieten
  • wenigstens ein Wasserabflussloch aufweisen
  • groß genug für die Pflanzen mit ihren Wurzelballen sein

Gefäße für eine Zimmerpflanzung müssen:

  • wasserdicht sein oder durch Folieneinlagen bzw. Kunststoffeinsätze wasserdicht gemacht werden
  • Standsicherheit bieten
  • ausreichend Platz für die einzusetzenden Pflanzen mit ihren Wurzelballen bieten

 

Gefäßmaterialien

Das Material, aus dem ein Gefäß gefertigt ist, hat wesentlichen Einfluss auf die Erfüllbarkeit der genannten Anforderungen. Demgemäß können hier unter anderem jeweils Vor- und Nachteile genannt werden.

KERAMIK

Gefäße aus Keramik sind beständig sowie in der Regel relativ dickwandig und schwer, so dass sie bei entsprechender Form eine gute Standfestigkeit bieten. Nachteilig kann das hohe Gewicht beim Transport sein. Drei Keramikarten sind insbesondere von Bedeutung:

  • Als Terrakotta bezeichnet man eine unglasierte, poröse Keramik. Da sie wasser- und luftdurchlässig ist, eignet sie sich vor allem für Freilandschalen, die trotzdem zusätzlich einen Wasserabfluss bieten müssen. Für die Wurzeln sind Terrakottagefäße günstig, da keine Staunässe entsteht und eine gute Luftzufuhr besteht. Andererseits muss bei Terrakottagefäßen mehr gegossen werden, weil die Feuchtigkeit nicht nur auf der Substratoberfläche, sondern auch durch den Scherben solcher Gefäße verdunstet. Die meisten Terrakottagefäße sind aus denselben Gründen nicht witterungsbeständig. Eingedrungenes Wasser dehnt sich, wenn es im Winter in den Keramikporen gefriert, aus und zerstört die Keramikstruktur. Allerdings wird vollständig versinterte Terrakotta angeboten, die kein Wasser aufnimmt und somit nicht vom Frost angegriffen wird. Sie ist teurer, da sie eine hohe Tonqualität verlangt und bei höheren Temperaturen sowie länger gebrannt werden muss. Die für die Wurzeln günstige Luftdurchlässigkeit ist bei dieser hochwertigen Terrakotta allerdings ebenfalls nicht gegeben, da sie ja nicht porös ist.
  • Als Steingut bezeichnet man eine Keramik mit porösem, weißem Scherben, der nur aufgrund der Glasur dicht ist. Für die Dichtigkeit ist daher die Qualität der Glasur entscheidend, insbesondere bei langfristiger Nutzung. Oft sieht man Steingutgefäße, deren Glasuren nach einiger Zeit haarfeine Risse aufweisen, so dass eine Dichtigkeit, wie sie für eine Zimmerpflanzung erforderlich ist, nicht mehr vorliegt. Auch die Witterungsbeständigkeit ist nur bei intakter Glasur sicher gegeben. Allerdings wird Steingut ohnehin hauptsächlich bei Pflanzungen für drinnen genutzt. Dem Steingut ähnlich und technisch diesem bezüglich der Verwendung als Pflanzschalen gleichzusetzen sind Majolika- und Fayence-Gefäße. Die Bezeichnungen definieren, verglichen mit Steingut, im Wesentlichen andere Glasuren, Tonarten für den Scherben sowie die Art des Dekors.
  • Aus Kostengründen werden alternativ zu glasierten, echten Steingutgefäßen auch Gefäße mit Einbrennlackierung und/oder auf die Innenfläche aufgestrichenem Silikon angeboten. Diese dürfen nicht als Steingut bezeichnet werden. Als Pflanzgefäße eignen sie sich nur bedingt, denn nachteilig sind ihre relativ geringe Kratzfestigkeit und ebenfalls die Entwicklung von Haarrissen. Eine langfristige Dichtigkeit ist somit kaum zu gewährleisten.
  • Als Steinzeug bezeichnet man eine Keramik mit dichtem, vollständig versinterten Scherben. Die häufig vorhandene glatte, durchsichtige Glasur trägt vor allem dazu bei, dass solche Gefäße leicht zu reinigen sind. Steinzeug ist in der Regel dickwandig, relativ schwer, absolut witterungsbeständig und daher für den Außenbereich besonders geeignet. Dann muss ein Wasserabfluss am Gefäßboden vorhanden sein.

METALL

Gefäße aus Metall werden meist aus Blechen und als Stanzformgefäße, zuweilen als Metallguss angefertigt und seltener aus dem Block gefräst. Während gefräste Gefäße z. B. aus Aluminium bestehen, werden Blechgefäße vor allem als verzinkte Eisenwalzblechgefäße, als gehämmerte Kupfergefäße oder ebenfalls aus Aluminium angeboten. Genietete und mit gehämmerten Nähten versehene Blechgefäße sind nicht immer dicht. Gegossen werden z. B. Gefäße aus Messing und Gusseisen. Edelstahlgefäße werden oft in verchromter Ausführung angeboten. Metallgefäße eignen sich teils nur bedingt als Pflanzgefäße, da die Erdsubstrate
die Metalle durch Kratzer und auf Dauer chemisch angreifen können. Kaum nachzuweisen ist dagegen, dass die entstehenden chemischen Verbindungen aus Wasser, Metallionen und Düngesalzen den Pflanzenwurzeln schaden. Soll ein Metallgefäß bepflanzt werden, muss es weitgehend korrosionsbeständig sein oder eine hochwertige Pulverbeschichtung aufweisen. Es kann auch Folie bzw. ein entsprechender Kunststoffeinsatz eingelegt werden. Einfache Lackierungen haben dagegen die schon bei lackierter Keramik genannten Nachteile. Zu bedenken ist zusätzlich, dass sich das Metall bei direkter Sonnenbestrahlung aufheizen kann. Doppelwandige Gefäße bieten an solchen Standorten zumindest bezüglich der Wärmeübertragung ins Gefäßinnere eine Lösung. Wie bei allen völlig dichten Materialien ist im Freiland ein Wasserabzug unerlässlich, drinnen muss solch ein Gefäß genug Platz für eine Dränung bieten.

NATURSTEIN

Natursteinpflanzgefäße kommen in der Floristik vergleichsweise selten vor. Meist sind es alte, aus einem Steinblock gehauene Tröge, die so schwer sind, dass sie kaum transportiert werden können und an Ort und Stelle bepflanzt werden müssen. Sie sind eher unempfindlich, weisen aber aufgrund ihres Alters nicht selten Verwitterungsspuren auf, sind von Moos und Flechten besiedelt oder zeigen hier und da Risse im Gestein. Hier kann Frost Schaden anrichten. Ohnehin ist bei Verwendung im Freien ein Wasserabfluss erforderlich.

KUNSTSTOFF UND KUNSTSTEIN

Gefäße aus Kunststoffen, von der einfachen Plastikschale bis zum hochwertigen Gefäß aus Kunstharz, das einem Steingefäß ähnlich sieht oder eine Rindenstruktur nachahmt, haben vor allem den Transportvorteil relativer Leichtigkeit, sind leicht zu pflegen und unempfindlich, sieht man von der Kratzanfälligkeit ab. Im Wind erweisen sie sich als weniger standsicher als vergleichbare, aber schwerere Keramik- und Betongefäße. Wasserabzug und/oder Dränung sind wie zuvor erforderlich. Ein wesentlicher Vorteil von Gefäßen aus Kunststoffen und -harzen ist die Bruchunempfindlichkeit bis hin zur Bruchsicherheit.

ZEMENT UND BETON

Als Beton bezeichnet man in Form gegossene und dann aushärtende Gemische von Zement mit Wasser und Sand, Kies oder Steingrus. Die daraus hergestellten Gefäße sind in ihren Eigenschaften den Naturstein- und Keramikgefäßen mit versintertem Scherben vergleichbar, allerdings bei relativ dünner Gefäßwand bruchempfindlicher als diese. Das ausgehärtete Material ist dicht, so dass für Wasserabzug und Dränung die genannten Erfordernisse je nach Aufstellort gelten. Betongefäße werden für alle Einsatzbereiche angeboten, vielfach jedoch für die Verwendung im Freien. Hier sind sie nicht selten als fest in die Architektur  eingebaute, große Balkonkästen zu finden. Die Textur der Oberfläche ist von der Körnung der Sand-, Kies- oder Steinzuschläge abhängig und kann von sehr glatt bis rau und grob variieren. Auch nachträglich geschliffene Oberflächen kommen vor. Die so gestalteten Gefäße werden gerne für Zimmerpflanzungen genutzt. Moderne Gefäße mit einer Beton- oder Steinoberfläche werden inzwischen auch in einer Kombination aus Zementguss- und Kunstharztechnik hergestellt.

KORBMATERIALIEN

Körbe, also aus flexiblen Materialien in Flechttechnik hergestellte Gefäße, wirken sehr handwerklich. Besonders wenn pflanzliche Materialien zu Körben verflochten werden, eignen sich diese gestalterisch perfekt für die Floristik. Alle Korbarten müssen jedoch mit Folie oder entsprechenden Einsätzen versehen werden, damit sie dicht sind und sich als Pflanzgefäße eignen. Außerdem werden so das Ausspülen des Substrats durch die Zwischenräume im Flechtmaterial und das Verschmutzen des Korbs durch Feuchtigkeit und Erde verhindert. Selbst bei einem Einsatz im Freien kann daher nicht auf diese Maßnahme verzichtet werden, allerdings muss nun wieder ein Wasserabflussloch am Boden in der Folie oder im Innengefäß vorhanden sein. Die Witterungsbeständigkeit ist natürlich vom Flechtmaterial abhängig, Weidenkörbe z. B. halten nur begrenzt, während Kunststoffkörbe langfristig einsetzbar bleiben. Bei Körben, die drinnen z. B. auf Möbeln aufgestellt werden sollen, ist insbesondere darauf zu achten, dass die eingefügte Folie dicht bleibt und nicht vom Korbmaterial eventuell durchstochen wird. Sonst würde schließlich Wasser unter dem Gefäß stehen und die Möbeloberfläche beschädigen. Auch der später noch zu erläuternde Gießrand muss sich nach der Oberkante der Folie bzw. des Innengefäßes richten.

 

Gefäßformen

Pflanzgefäße werden in vielerlei Formen angeboten: bauchig, konisch sich weitend, rund, kastenförmiglänglich, würfelförmig, mit nach innen eingezogenem Rand, in klassischer Amphorenform usw. Aus technischer Sicht sind jedoch nur drei Aspekte wichtig:

  • Das gestalterische Element der Form beinhaltet den Aspekt der Gefäßgröße. Diesbezüglich muss das Gefäß ausreichenden Raum für die Wurzelballen der einzusetzenden Pflanzen bieten. Hierbei ist auch die Weiterentwicklung der Pflanzen zu bedenken.
  • Die Form trägt wesentlich zur Standfestigkeit bei. Dazu muss die Bodenfläche relativ groß sein, auch die Gefäßhöhe sollte im Verhältnis zur Gefäßbreite nicht zu stark überwiegen.
  • Schließlich sind Gefäße trotz entsprechendem Material nur dann voll witterungsbeständig, wenn sie eine Ausdehnungsmöglichkeit für das Eis bieten, das sich bei Frost im Substrat bildet. Daher sollten Gefäße, die im Winter draußen verbleiben, nach oben hin nicht enger, sondern möglichst weiter werden. Konische Formen und Gefäße ohne einen nach innen einziehenden Rand sind also vorzuziehen.

 

Mehr nützliches Wissen findet ihr im „BASICS Lernbuch Pflanzungen“ von Karl-Michael Haake. 

 

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